Der Markt für VOD (Video on Demand) ist stark umkämpft. Neben Netflix und Amazon Prime hat auch Disney mit Disney+ einen eigenen Streamingdienst etabliert. Darüber hinaus gibt es auch noch Apple TV+, DAZN, Sky Ticket und Joyn Plus. Im amerikanischen Raum existieren noch einige weitere Dienste wie unter anderem Paramount+ vom Filmstudio Paramount Global. Möglicherweise kommt dieser bald nach Deutschland, wodurch die Auswahl hier noch größer würde.
Die geringen Einstiegshürden bei Internetunternehmen
Ein zentraler Grund für den intensiven Wettbewerb ist die vergleichsweise geringe Kapitalintensität digitaler Geschäftsmodelle. Anbieter benötigen bei Software-Unternehmen und anderen digitalen Geschäftsideen oft relativ wenig Kapital zur Gründung und können oft recht einfach Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung anbieten. In dieser Hinsicht kann man viele Parallelen zwischen dem Streamingmarkt und anderen digital ausgerichteten Branchen erkennen.
Eine Branche, in der die geringen Einstiegshürden ebenfalls für einen Überfluss an Anbietern sorgen, ist der Markt für Online-Glücksspiel. Etablierte Anbieter wie das Mr Green Casino sehen sich immer neuen Konkurrenten ausgesetzt. In dieser Branche kommen die geringen Einstiegshürden sogar noch mehr zum Tragen, weil die Produktdifferenzierung weitaus schwerer fällt als bei Medienunternehmen. Beim Streamingmarkt kann ein Anbieter wie Disney immerhin über sein geistiges Eigentum wie die Marken Disney, Marvel und Star Wars punkten. Online Casinos hingegen haben meist keine eigenen Spiele, sondern bieten nur die Slots von externen Entwicklerstudios an. Book of Dead, eines der beliebtesten Spiele, gibt es beispielsweise in fast jedem Online Casino.
Der Kampf um Nutzer
In den letzten Jahren war das Wachstum der Streaminganbieter unaufhaltsam und die Branche schien große genug, um auch noch einige weitere große Player unterbringen zu können. In seinem letzten Earnings Report vermeldete nun aber ausgerechnet Netflix, dass die Firma erstmals seit 2011 ein negatives Nutzerwachstum verzeichnen musste. Statt wie geplant 2,5 Millionen neue Kunden zu gewinnen, verlor Netflix 200.000 im Vergleich zum letzten Jahr. Ein Grund dafür kann sicherlich der Verlust der russischen Kunden nach der Einstellung der Aktivitäten in Russland sein. Allerdings zeigt der pessimistische Ausblick für das laufende Quartal mit einem erwarteten Rückgang der Abozahlen von zwei Millionen, dass auch der intensive Wettbewerb für abgehende Kunden sorgt.
Um das Wachstum wieder anzukurbeln, denkt die Führungsebene von Netflix scheinbar darüber nach, ein günstigeres Abo anzubieten, bei dem dann allerdings Werbung geschaltet werden würde. Erste Reaktionen der Kunden waren sehr verhalten bis eindeutig negativ. Während wie bei anderen Diensten bisher zwar eine offizielle Beschränkung der Nutzer pro Account vorlag, diese jedoch nicht durchgesetzt wurde, geht Netflix nun auch vermehrt gegen Passwort-Sharing vor.
Streamingdienste: Der Einstieg traditioneller Medienunternehmen
Nachdem Netflix Erfolg um Erfolg feiern konnte, sah es zwischenzeitlich so aus, als sei das Ende des linearen Fernsehens eingeläutet und die etablierten Medienunternehmen stünden vor dem Aus. Doch sowohl in den USA als auch hierzulande haben es die traditionellen Medienunternehmen geschafft, im Streamingmarkt Fuß zu fassen. Die ProSiebenSat.1 Media AG hat beispielsweise mit Joyn einen Dienst hochgezogen, in dem man viele Inhalte aus dem klassischen Fernsehen anschließend auf Abruf in der App schauen kann. Zusätzlich werden jedoch weitere Inhalte angeboten, die man unter dem kostenpflichtigen Abo Joyn PLUS+ vertreibt.
Sorgt der Konkurrenzdruck für schlechtere Serien und Filme?
Die Flut an Fantasy-Epen, die dem unglaublichen Erfolg von Game of Thrones folgte, zeigt, dass bewährte Konzepte im Streaming-Business gerne nachgeahmt werden. Wenn der Konkurrenzdruck steigt, besteht die Gefahr, dass das Management eines Streamingdienstes sich gegen fortschrittliche und außergewöhnliche Produktionen stellt und stattdessen eher darauf setzt, mit etablierten Serienkonzepten ein Massenpublikum anzusprechen. Nicht umsonst gilt der Algorithmus von Netflix, der eine Vielzahl an Nutzerdaten sammelt, um die bestmöglichen Empfehlungen auszusprechen, als eines der größten Assets des Unternehmens. Trotzdem wagen einige Streamingdienste noch Experimente, wie etwa Disney Plus mit Fresh, einer Mischung aus Comedy und Horror.